Kopfzeile

Inhalt

Maibaum – ein Fest mit reichhaltigem Hintergrund

25. April 2016
Im Mai bekommen in zahlreichen Baselbieter Dörfern die leuchtenden Frühlingsblumen Konkurrenz: Denn jetzt steht er wieder, der Maibaum, wie alle Jahre auch in Oberwil, vom Werkhof sorgfältig aufgestellt und geschmückt.

Die Ursprünge des Maibaumbrauchtums sind schon relativ alt aber immer noch umstritten. Es handelt es sich um einen heidnischen Frühlingsbrauch und nach alter Tradition dient er als Symbol der wiedererwachenden Natur sowie als Zeichen von Liebe und Verehrung. Es ist eines der wenigen Feste, das nicht christianisiert worden ist. Beim Maibaum (meistens eine Tanne) wird auch auf einen geraden Wuchs geachtet. Denn er steht als Symbol für Kraft und Standhaftigkeit.

Bereits im Altertum bekannt
Schon im griechisch- römischen Altertum hatte man zu bestimmten Zeiten Ställe und Wohnhäuser mit Zweigen und Bäumchen zum Schutz gegen Krankheiten und böse Geister geschützt. Bis in die Gegenwart hat sich dieser Brauch in ganz Europa, vor allem zum 1. Mai und zu Pfingsten erhalten. Auch das Vieh soll beschützt werden: Die Kühe sollten mehr Milch geben und vor Verhexung bewahrt werden. Der Maibaum enthält so viel Symbolik, dass sich lokal die verschiedensten Bräuche entwickeln konnten: Die jungen, unverheirateten Männer eines Dorfes stellen vor den Häusern aller unverheirateten Frauen kleinere Maibäume, sogenannte Maien, als „Gunstbeweis“ auf.

In einigen Landesteilen ist es üblich, dass junge Männer am Haus der Freundin oder Angebeteten einen Baum anbringen. Je nach örtlichem Brauchtum kann auch am Baum ein sogenanntes Maiherz aus Holz oder festem Karton angebracht werden, in das der Name der Angebeteten eingraviert und in der Regel auch ein Spruch als Zuneigungsbekundung geschrieben wird. Oder der Maibaum diente der Jugend einfach als Treffpunkt für Tanz und „lenzhaftes Treiben“, wie es in einer anderen Chronik heisst.

Gegenbewegung zu Globalisierung?
Während man im 19. Jahrhundert kaum noch Maibäume fand, erlebten sie im 20. Jahrhundert eine Auferstehung. Am Beispiel des Maibaums lässt sich beispielhaft aufzeigen, wie sich das Baselbieter Brauchtum im 20. Jahrhundert entwickelte. Parallel zur Öffnung zur Welt begann offenbar eine Gegenbewegung zum Traditionellen und Regionalen. Maibäume, die Brunnen zieren, sind gemäss dem Volkskundler Eduard Strübin eine Baselbieter Eigentümlichkeit. Als Brunnenschmuck aber waren sie im 19. Jahrhundert dann nicht mehr anzutreffen.

Jedenfalls verzeichnete keine der 64 Heimatkunden aus den 1860er-Jahren das Schmücken der Brunnen mit Maibäumen als lebenden Brauch. Bei einer Bestandsaufnahme während des Zweiten Weltkriegs aber fand man den Maibaum in zwölf Baselbieter Gemeinden wieder. Es ist denkbar, dass einzelne dieser Gemeinden den Brauch nie ganz verloren hatten. Für andere Dörfer aber ist nachweisbar, dass er durch die Bestrebungen zur Festigung des Brauchtums zwischenzeitlich wieder aufgelebt war. In Oberwil wird der Maibaum seit den 1980er Jahren, dem 150-jährigen Bestehen des Kantons Basel-Landschaft, wieder gefeiert.

Maibaumfeier in Oberwil
Die Aufzählung zum Maibaum liesse sich endlos weiterführen. Jedenfalls ist er ein schöner und erhaltenswerter Brauch, den die Gemeinde auch dieses Jahr weiterführt. Die Feierlichkeiten findet wie folgt statt:

Samstag, 30. April, von 16 bis 19 Uhr, auf dem Platz vor dem Sprützehüsli

Anschliessend an die Begrüssung durch Gemeinderat Karl Schenk wird Pascal Ryf, CVP Landrat sowie Präsident und Gründungsmitglied des Vereins Alt Oberwil, ein paar Worte zum Thema „Zelgen und Fluren in alter Zeit“ an die Anwesenden richten. Der Musikverein Oberwil sorgt wie gewohnt für die musikalische Begleitung der Maibaumprozession. Die Gemeinde offeriert im Anschluss einen Apéro mit feinem Oberwiler Wein und Grill mit Baselbieter Würsten. Die Gemeinde lädt Sie herzlich zur diesjährigen Feier ein und freut sich auf ein zahlreiches Erscheinen


Quelle: Geschichte des Kantons Basel-Landschaft. (1) Eduard Strübin: Jahresbrauch im Zeitenlauf, Liestal 1991, S. 195
Maibaum und Fahnen
Traditioneller Maibaum in Oberwil.