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Hunderte kleine Geschichten in ganz Oberwil verteilt

21. Juni 2016
Dank GPS und modernen Handys können wir uns heutzutage ohne grosse Mühen orientieren. Aber bevor Satelliten im Orbit der Erde schwebten kannten auch die Menschen in Oberwil ein bewährtes Mittel, Orte genau zu bezeichnen – die Flurnamen. Sie waren unabdingbar um sich im Alltag zu orientieren. Doch Flurnamen sind weit mehr als nur eine Ortsangabe. Sie erzählen eine Geschichte, eine Begebenheit oder beschreiben die Topografie, das ursprüngliche Gelände.

Über 1000 Flurnamen nachgewiesen
Diesen Geschichten geht die diesjährige Ausgabe von „z Oberwil underwäggs“ nach. Am 21. August 2016 werden sich wie gewohnt drei Rotten auf den Weg machen, um die kurligsten, spannendsten und geschichtsträchtigsten Flurnamen auf mehr oder weniger langen Routen abgelaufen werden. Die Auswahl an möglichen Routen ist gross: So sind in Oberwil historisch über 1000 Flurnamen nachgewiesen. Rund 300 davon sind heute noch in Gebrauch.

Einige Flurnamen gehen auf die Zeit der Dreifelderwirtschaft zurück. Die Dreifelderwirtschaft, auch Dreizelgenwirtschaft genannt, ist ein im Mittelalter entwickeltes Fruchtwechselsystem mit einer gemeinsamen und geplanten Bewirtschaftung der Felder. Die Dreifelderwirtschaft regelte den Fruchtwechsel. So wurde im ersten Jahr in der Zelg Wintergetreide angesät, im zweiten Jahr Sommergetreide, im dritten Jahr lag das Feld nach der Ernte des Sommerkorns brach, damit sich der Boden erholen konnte.

Die drei Zelgen von Oberwil
Auch der Gemeindebann von Oberwil war in drei Felder, also in drei Zelgen eingeteilt. Deren Namen sind auch heute noch bekannt. Die erste Zelg war die Kummelenzelg im südwestlichen Gemeindegebiet von Oberwil, die sich vom Bielhübel über den Vorderberg bis zum Hinterberg erstreckte. Die Kummelenstrasse erinnert noch an diesen Flurnamen. Die Bezeichnung Kummelen ist von Chumme abgeleitet, was so viel wie Hügel, Bergkopf bedeutet. Gemeint ist also die Zelg am Hügel.

Die zweite Zelg war die „im mittleren Felde“, ein breiter Streifen von der Neuwilergrenze bis zum Spitzhägli auf dem Bruderholz. Die dritte Zelg war auf dem Stallen. Stallen oder Stalden heisst „Abhang“, die Zelg wurde aber auch „Trüssel“ oder „Basler Zelg“ genannt. Das Wort Trüssel, heute Drissel, kommt wahrscheinlich vom mittelhochdeutschen Wort Drüzzel, was so viel heisst wie Kehle. Gemeint ist, dass das Land etwas abfallend ist, was bei Drissel auch zutrifft.

Flurnamen begegnen uns buchstäblich auf Schritt und Tritt. Ihre Geschichten geben sie aber nicht von sich aus Preis. Dank „z Oberwil underwäggs“ am 21. August 2016 können Sie sich nun unter kundiger Führung dreier eingesessener Oberwiler auf einen spannenden Rundgang durch Flur und Wald freuen.
Alte Ansicht vom Stallen
Der Stallen in früheren Jahren – der Flurnamen Stallen bedeutet „Abhang“ und rückt damit die Topografie einer der drei Oberwiler Zelgen (Felder) ins Zentrum (Quelle: www.altoberwil.ch).