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Neubau Gemeindehaus: Interview mit Gemeindepräsident Hanspeter Ryser

4. April 2019

«Der Neubau bringt viele Vereinfachungen»

Am kommenden Donnerstag, den 11.. April, findet eine Gemeindeversammlung statt. Eines der vier Traktanden heisst «Baukredit Neubau Gemeindehaus». Bereits im Vorfeld berichtete BiBo respektive die Gemeinde über ein Werk, das für die nächsten Jahrzehnte wegweisend sein wird.

Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass sich ein vielbeschäftigter Mann für ein Exklusiv-Interview Zeit nimmt. Aber Hanspeter Ryser, Gemeindepräsident und alt Landrat (den er auch präsidiert hat), ist eine Persönlichkeit, die eine klare Meinung hat, druckreife Voten verfasst und ein Mann der Taten ist. Das folgende Gespräch soll auch als Leitfaden für Diskussionen und Fragen an der nächsten «Gmeini» dienen.

BiBo: Braucht Oberwil eine neue Gemeindeverwaltung? Ist die jetzige, langjährige Lokalität denn nicht mehr zeitgemäss? Man könnte ja alles so belassen, wie es ist...

Hanspeter Ryser: Die Welt verändert sich und wir uns mit ihr. Die Gemeinde ist in den letzten Jahren stetig gewachsen. Zudem kommen immer mehr Aufgaben auf sie zu, in den letzten Jahrzehnten hat sich unter anderem auch das Familienbild  gewandelt, sodass neue Aufgaben auf das Gemeinwesen zugekommen sind. Nicht zuletzt auch durch Aufgabenverschiebungen vom Kanton auf die Gemeinden. Der Neubau bringt viele Vereinfachungen. Er ist betrieblich und betriebswirtschaftlich ein Schritt in die Zukunft. Unter dem Strich gewinnt man pro eingesetzten Franken mit dem Neubau mehr als mit dem Status quo. Eine Verwaltung in der Grösse von Oberwil über sechs Standorte zu führen – sowie die dazu nötigen Gebäude zu unterhalten –, ist betriebswirtschaftlich ein Unsinn. Um die erforderlichen 80 Arbeitsplätze unterzubringen, gibt es nur zwei Möglichkeiten: In die Höhe oder in die Breite zu bauen. Ein Gebäude mit mehreren Stockwerken zu errichten, bringt den Vorteil, dass ein neuer Aussenraum mit Platzwirkung im Zentrum entsteht und dieses aufwertet. Zudem erfolgt eine Öffnung zum unteren Wehrlinplatz, was den Zentrumseindruck noch verstärkt.

Könnte man den erwünschten Neubau nicht auch im Eisweiher ansiedeln?

Die Verwaltung gehört aufgrund ihrer Aufgaben ins Zentrum. Unsere Mitarbeitenden sind ein Teil von Oberwil und sollen auch so wahrgenommen werden; zudem belebt eine Gemeindeverwaltung den Dorfkern. Nach Aussagen von Fachpersonen hat es sich nirgends bewährt, die Verwaltung aus ihrem angestammten Umfeld an die Peripherie zu verschieben.

Warum kann die Gemeindeversammlung bei der Vorlage keine (Ver-)änderungen mehr vornehmen?

Es handelt sich um ein konkretes Projekt, welches aus einem Wettbewerb entstanden ist. Jede Veränderung würde die Kostenschätzung über den Haufen werfen. Eine Abstimmung zu diesem Zeitpunkt wäre aufgrund veränderter Werte nicht mehr möglich. Das Projekt wurde aufgrund präzis formulierter Vorgaben, welche das neue Gebäude erfüllen muss, ausgearbeitet. Beispielsweise weniger Geschosse würde bedeuten, dass das erforderliche Raumprogramm nicht mehr erfüllt werden kann und somit auch der Verwaltungsbetrieb an einem Standort nicht mehr umgesetzt werden könnte.

Und was passiert mit den bisher für die Verwaltung genutzten Liegenschaften?

Erst nach dem Entscheid der Gemeindeversammlung vom 11. April 2019 werden konkrete Pläne erarbeitet. Es bestehen aber schon jetzt Ideen, was mit den Gebäuden geschehen soll. Beim Landabtausch mit der Bürgergemeinde hat bereits eine Liegenschaft die Besitzerin gewechselt. Beim denkmalpflegerisch wertvollen und kantonal geschützten Kuenze-Huus würde man das Gespräch mit der Bürgergemeinde suchen, welcher bereits die Kuenze-Schüre gehört. Die Liegenschaft Hauptstrasse 18, die einen strategischen Wert hat, könnte man als Bürogebäude vermieten, auch im Hinblick auf eine allfällige weitere Zentrumsentwicklung. In den anderen Liegenschaften ist die Gemeinde eingemietet. Diese Mietverhältnisse würde die Gemeinde kündigen.

Aber das «Däge-Lädeli» an der Hauptstrasse 20 bleibt bestehen und erhalten?

Es handelt sich hier um ein ortsbildmässig wertvolles Gebäude, welches auch eine Geschichte in Oberwil hat. Zusammen mit dem Gemeindehaus wird diese Gebäudekombination auch aufgrund der neuen Aussenflächen eine Bereicherung für unser Dorf werden.

Wird die neue «Gmeini» über ein öffentliches Parking verfügen?

Wir sehen vor, dass ausserhalb der Öffnungszeiten der Gemeinde die Nutzung des Parkgeschosses für die Öffentlichkeit möglich ist.

Neue Läden sind in der neuen Verwaltung nicht geplant. Warum nicht?

Dafür wäre noch mehr Platz nötig. Und zum Zeitpunkt der Planung müssten bereits konkrete Nutzungen vorhanden sein. Das war und ist nicht der Fall. Ausserdem sind solche Planungen, welche über einen grösseren Zeitraum gehen, erfahrungsgemäss sehr schwierig.

Können Sie uns mehr zu den BGM-Architekten sagen?

BGM (www.bgm-architekten.ch) besteht aus den Partnern Véronique Bertrand, Hartmut Göhler und Stephan Möhring. Das Büro wurde im Jahr 2011 in Basel gegründet und hat schon mehrere Projekte realisiert: Umbau Haus G Allschwil, Neubau Primarschule Küsnacht, Neubau Schulhaus Engelberg, Sanierung MFH Bruderholz Basel, Neubau Haus H Riehen, Umbau Kindergarten und Erweiterungsneubau Schulanlage Biel. Das Architekturbüro hat zudem an diversen Wettbewerben teilgenommen. Im Architekturwettbewerb der Gemeinde Oberwil belegte das Büro BGM den ersten Platz.

Und wer ist denn die Hager und Partner AG?

Das Landschaftsarchitekturbüro Hager (www.hager-ag.ch) hat seinen Hauptsitz in Zürich und einen zusätzlichen Sitz in Berlin. Gegründet wurde das Büro durch Guido Hager im Jahr 1984. Realisierte Projekte sind das Bahnhofsareal Wittstock, die Kantonsschule Chur, das Burgerspital Bern, The Circle-Flughafen Zürich, der Innenhof Bundestag Berlin, das Universitätszentrum Zürich, das Fachhochschulzentrum St. Gallen, das Pflegezentrum Mattenhof Zürich oder die Primarschule Uster. Ausserdem hat das Büro diverse Plätze und Parks gestaltet. Beim Siegerprojekt des Architekturbüros BGM zeichnet das Landschaftsarchitekturbüro Hager für die Umgebungsarbeiten verantwortlich.

Es ist mir ein persönliches Anliegen, Herrn Gemeindepräsident Ryser (merci, Hampe) für das Gespräch zu danken. Und BiBo wünscht sich für den kommenden Donnerstag eine proppenvolle Wehrlinhalle, denn eine Gemeindeversammlung ist Ausdruck und Symbol der direkten (Schweizer) Demokratie. Machen Sie davon bitte (mehr) Gebrauch!

Georges Küng