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Der Name unseres Dorfes

von Josef Baumann

Der Ortsname Oberwil gehört zu einer ganzen Gruppe in unserer Region, auch im Elsass und im Badischen, in welcher -wil erhalten geblieben ist. Dem zweiten Wortteil liegt das spätlateinische Beiwort "villaris" in der Bedeutung "zu einem Landgut gehörend" zugrunde. Die meisten Namen mit -wil haben kaum mehr etwas mit den Römern zu tun, sie gehören, jedenfalls in unserer Gegend, in die Zeit der Besiedlung nach der Völkerwanderung durch die Germanen und sind typisch für den süddeutschen Raum und das 8. und 9. Jahrhundert. Von ihren ersten Siedlungen aus gewannen die sesshaft gewordenen Alemannen durch Rodungen neues Land, zu dieser Rodungsepoche gehört wahrscheinlich auch unser Oberwil. Wohl könnte in unserem Dorf noch eine Beziehung zu einer römischen Siedlung bestehen, da ja bei den Grabungen in der Kirche eindeutig römische Funde getätigt wurden und sich unmittelbar bei der Kirche ein römisches Gebäude befunden haben muss, da aber auch im Tal gegen den Bruderholzhang und Therwil hin der Flurname "Wilmatt" auftaucht, auf Therwiler Bann "Wilmatt" und "Wilacker". Die Flurnamen "Steinacker" und "Heidacker" weisen macherorts auch auf römische Siedlungen hin.

Das Bestimmungwswort "Ober" steht ziemlich sicher im Zusammenhang mit einer früheren alemannischen Siedlung "Wil", die weiter unten gelegen sein muss. Oberwil könnte wohl seinem Namen entsprechen: Am Kirchhübel das "obere Wil", das ja so schön am sanften Hang des sonnigen Sundgauhügels liegt, geschützt vor den häufigen Überschwemmungen in der Talebene. Wahrscheinlich ist das "untere Wil" schon früh aufgegeben worden, weil es im Talboden unten lag, Spuren sind bis heute keine gefunden worden. Möglicherweise könnte der 1973 entdeckte Töpferbezirk damit zusammenhängen.

Vom "oberen Wil" aus dürfte etwas später das "neue Wil" - Neuweiler - Neuwil - Neuwiller - entstanden sein, historische Beziehungen zwischen den beiden Wil bestehen zur Genüge bis in die neueste Zeit. Wenn ich hier "könnte" und "dürfte" gebrauche, dann aus dem Grunde, weil es sich um Annahmen handelt, die historisch vorläufig nicht bewiesen sind, aber doch für sich sprechen.
Die Nennungen des Ortsnamens variieren im Laufe der Jahrhunderte bis zum heutigen Namen Oberwil: 1101-1103 Obervvilre, 1103 Obirwilre, 1147, 1153 Obelwilre, 1184 Oberwilre; 1298-1489 zahlreiche Nennungen Oberwilr; 1499 Oberwiler; 1500 Obiwyler; 1591, 1775 Oberweyler; 1665, 1775 ff. Oberweiler; 1818 Oberwiller; 1819 Oberwyler, dann im 19. Jahrhundert meist Oberwil.
Oberwil ist natürlich nicht die einzige Gemeinde in der Schweiz, die diesen Namen trägt, sieben weitere Gemeinden führen denselben Namen und elf Weiler, meist im Zusammenhang mit einem Wil oder einem Unterwil. Von fünf Gemeinden habe ich freundlicherweise Unterlagen erhalten mit der Einladung, diese Schwestergemeinden einmal zu besuchen.