Brauchtum in Oberwil
Für Zusammenhalt im Dorf sorgen auch Bräuche, die heute noch praktiziert werden.
«Hochzeit-Spanne»
Hie und da wird der Brauch des «Spanne» noch durchgeführt, wobei die Feuerwehrangehörigen sich besonders brauchbetont geben. Holt ein auswärtiger Freier eine Tochter aus dem Dorf, dann spannen Schulkameraden oder Freunde der Braut nach der kirchlichen Hochzeit ein Seidenband über die Strasse, halten dadurch das Hochzeitspaar auf und verlangen vom Bräutigam mit einem alten «Spannspruch» ein Lösegeld, welches sich nach der «Schwere» des Bräutigams richtet.
Tod eines Einwohners
Stirbt jemand aus unserer Gemeinde, so wird dies (neben der amtlichen Meldung am Anschlagbrett der Gemeinde) mit dem entsprechenden Glockenzeichen der reformierten oder der katholischen Kirche bekanntgegeben. Altoberwiler sagen dann «s’littet ins Änd, si gänn s’Scheidzeiche».
Bräuche im Jahresablauf
An der alten Fasnacht oder Herrenfasnacht (vor dem Aschermittwoch) haben sich die Bräuche in Oberwil trotz oder wegen der berühmten Basler Fasnacht gut erhalten. An der Strassenfasnacht am Samstag machen ausser Oberwilern auch auswärtige Cliquen mit, welche die Gelegenheit zu einer Hauptprobe im Trommeln und Pfeifen nutzen wollen. Der Cherusball mit Maskenprämierung ist gut besucht, und in den Wirtschaften hört man sich am Sonntagabend die verschiedenen Schnitzelbänke an.
Am Sonntag nach Aschermittwoch, d. h. vor dem Basler Morgenstreich, wird das «Fasnachtsfiir» angezündet. Die Dorfjugend hat Holz gesammelt und auf dem «Bielhübel» zu einem ansehnlichen Stoss aufgeschichtet. Mit dem Feuer soll der Winter vertrieben werden. Die Kinder ziehen vom Schwanenplatz mit Fackeln zum «Bielhübel» hinauf und zünden damit das Feuer an. Rund ums Feuer stehen die Holzböckli fürs «Reedlischigge». Die Holzrädchen, «Spräng-Reedli», werden an einer Rute am Feuer zum Glühen gebracht und dann mit einem Spruch ins Tal gejagt. Dieser uralte Brauch führt auf den heidnischen Fruchtbarkeitszauber zurück. Das glühende Rädchen ist Sonnensymbol.
Das Eierlesen war etliche Jahre auf Weisung eines ehemaligen Gemeindepräsidenten verboten, weil Hausfassaden durch Eier verschmutzt worden waren. Seit 2019 wird es wieder auf der Hauptstrasse durchgeführt.
Alljährlich am Auffahrtstag findet der Waldgang der Bürgergemeinde statt. Die Bundesfeier der Einwohnergemeinde findet jeweils am 1. August auf dem Unteren Wehrlinplatz statt.
Selbstverständlich gibt es noch andere Gelegenheiten, sich kennenzulernen und sich im Dorf zu vernetzen: Vereine mit ihren Anlässen, Kirchgemeinden, Festivitäten im Dorf etc. bieten die Chancen dazu. Nützen Sie diese Gelegenheiten und Sie werden sich in Oberwil bald heimisch fühlen.
(Quelle: Hans Reinau, Heimatkunde Oberwil)