Vielstimmiges Vogelkonzert
Schon bald wird der Sommer den Frühling ablösen. Die Blütenpracht der Obstbäume in und um Oberwil ist beinahe vorbei, einzelne Sorten bilden bereits die ersten Früchte. Jetzt wecken uns die Vögel mit einem vielstimmigen Vogelkonzert. Die Hauptzeit der Vogelgesänge beginnt ab März bis Juni. Dabei hat jede Vogelart ihren ganz eigenen Jahreszyklus. Einige Arten, wie z. B. das Rotkehlchen, singen fast das ganze Jahr durch. Andere Arten, wie z. B. die Nachtigall, beginnen mit ihren Gesängen erst im späten Frühjahr, wenn sie aus den Winterquartieren zurückkehren.
Meist nur erwachsene Vogelmännchen singen. Sie stecken während der Paarungszeit damit ihr Revier und Brutgebiet mit einem «akustischen Zaun» ab und locken Weibchen an. Wer besonders laut und variationsreich singt, hat mehr Erfolg bei den Damen und bekommt mehr Nachwuchs. Momentan ist die Vogelbalz auf ihrem Höhepunkt.
Im Mai sind die allermeisten Singvögel zu hören. Vögel haben verschiedene Arten von Lautäusserungen: Rufe, Trommeln (Spechte) und Gesang. Rufe klingen ganz einfach. Über die Rufe unterhalten sich die Vögel (Kontaktrufe) oder warnen einander vor Gefahren (Warnrufe). Wie viele verschiedene Lieder ein Tier singen kann, hängt es von der Vogelart ab. Die Amsel singt besonders schön und melodisch. Die Meistersängerin unter den Vögeln ist aber die Nachtigall. Sie kennt bis zu 400 Melodien.
Auch im Tagesverlauf hat jede Art ihre bestimmten Singzeiten. Mit dem Gesangsbeginn, an der «Vogeluhr», können Sie ablesen, welche Vögel wie viele Minuten vor Sonnenaufgang mit ihrem Gesang beginnen. Die Amsel beginnt bereits eine Stunde vor Sonnenaufgang zu singen. Bei den Nachtigallen hingegen singen, wie ihr Name es bereits verrät, die unverpaarten Männchen auch mitten in der Nacht. Eine weitere Hilfe, um Vogelstimmen erkennen zu können, ist das Wissen um die Lebensräume bestimmter Vogelarten. Im Siedlungsraum sind andere Vögel anzutreffen als im Wald, in Feuchtgebieten, in der Kulturlandschaft oder im Berggebiet.
Um Vogelstimmen kennen und unterscheiden zu lernen, gibt es verschiedene Methoden. Birdlife Schweiz, die Vogelwarte Sempach und verschiedene Apps können Ihnen hier weiterhelfen. Eine Auswahl von fünf Schweizer Meistersängern finden Sie hier: Hören Sie sich ihre Stimmen an und entdecken Sie weitere Vogelstimmen unter: www.vogelwarte.ch/voegel-der-schweiz
- Amsel – die opulente Flötistin
- Nachtigall – die Opernsängerin
- Mönchsgrasmücke – das versteckte Talent
- Star – der Meisterimitator
- Pirol – der Sänger aus den Tropen
In der Brutzeit haben die Vögel alle Schnäbel voll zu tun. Unermüdlich werden Nester gebaut und später hungrige Schnäbel gestopft. Brüten stresst die Vogeleltern. Störungen verursachen bei Vögeln eine Unterbrechung der Nahrungssuche. Dabei sind die Tiere schneller von Menschen beeinträchtigt, als man denkt. Die Auswirkungen können im Extremfall bis zum Verlassen von Nestern führen. Planen Sie deshalb auch den grossen Heckenschnitt auf den Herbst.
Nutzen Sie deshalb das Abspielen von Vogelstimmen für die Erkennung draussen sehr leise und mit grosser Zurückhaltung: Das Abspielen zum Anlocken von Vögeln ist in der Schweiz gesetzlich verboten.
Am Wehrlinschulhaus ist ein reges Treiben der Rauch-, Mehlschwalben und Mauersegler zu beobachten. Etwa 40 Schwalben- und 5 Mauerseglernester der Gemeinde und des Natur- und Vogelschutzverein werden genutzt. Weitere befinden sich an der Turnhalle, am Sprützehüsli und in der Umgebung. Geniessen Sie die Gesänge noch, bald schon wird es wieder stiller in und um Oberwil.